fbpx Modul „Lernen von der Natur“
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UNSERE WORKCAMP-MODULE
Lernen von der Natur
Reflexion über „die Natur“

Ziel ist es, dass sich die TN physisch wie auch rational, emotional und mental mit der Natur beschäftigen, deren Wert für sich herausfinden und ganz individuell über ihr Verhältnis zu ihr nachdenken. Zentrale Fragen sind: Wer oder was ist Natur? Was habe ich damit zu tun? Welche Beziehungen und Wechselwirkungen gibt es, was bekomme ich an Gutem und weniger Gutem von ihr, was bringe ich ihr an Gutem und weniger Gutem? Was kann man von der Natur lernen? Was macht das mit meinem Verhältnis zur Natur? Welche Bedeutung hat sie, wie stehe ich zu ihr?

Idealerweise findet das Modul unter freiem Himmel bspw. auf dem Rasen im Stadtpark oder im Wald oder an einem Teich bzw. See statt.

Ohne Framing lautet die erste Frage an die TN:
„Was gibt Dir die Natur – also stofflich und im übertragenden Sinn?“

Die Lehrkraft / der Coach sagt, dass sich die TN Stichpunkte machen können und dass später in der Gruppe über die Punkte einer/s jeden gemeinsam gesprochen wird. Nachdem die ersten Punkte zumeist rational notiert werden, beginnen einzelne TN, den Ort um sie herum wahrzunehmen: das Blätterrascheln, das Vogelgezwitscher usw.., was einige auf emotionale, systemische, philosophische, gesellschaftliche u. ä. Gedanken bringt.

Wenn nach ca. 3-5 min. ungefähr die Hälfte der Gruppe keine weiteren Notizen macht, kommt direkt die zweite Frage:

„Und jetzt noch ergänzend: Was kann man von der Natur lernen?

Die nächsten zwei Minuten notieren die TN weitere Punkte.

Dann erzählt jede/r TN der Gruppe die für sie oder ihn selbst wesentlichen Gedanken und anschließend kann jede/r andere TN darauf eingehen. Es kann sich ein Gruppengespräch aller TN mit dem Coach ergeben, wobei jede/r TN seine Punkte einbringt.

Mögliche Punkte zu „Was gibt Dir die Natur?“
  • Was ist Natur?
  • Fühlen sich einzelne TN ggf. als Teil der Natur, wo ist ggf. eine Art Abgrenzung?
  • Inwieweit gibt es Respekt und Verantwortung den „Mitgeschöpfen“ gegenüber?
  • Warum brauchen Menschen die Natur zum (Über-) Leben:
    • Lebengrundlage (Lebensmittel, trinkbares Wasser, frische Luft)
    • „Apotheke der Welt“
    • Lebens-Raum und Ort zum Wohlfühlen, Spüren von Lebendigkeit, Bewusstsein für Freiheit, Gefühl von Dankbarkeit oder Abgrenzung, Gedanken über Zeit, Werden, Vergehen, Wandlung, Kreislauf, Miteinander, Abhängigkeit voneinander, Gegeneinander, Fressen und Gefressen werden, Natürlichkeit/Künstliches, gibt es Gut und Böse / Bewusstsein / Ethik, Ästhetik
Mögliche Punkte zu „Was kann man von der Natur lernen?“
  • Ressourceneffizienz (es gibt keine „Verschwendung“, auskommen mit den zur Verfügung stehenden Materialien (Pflanzen können sich nicht wegbewegen) für den Aufbau des Körpers/ körperliche „Bausubstanz“ und zum Erhalt des Körpers/ Ernährung;
  • Vergleich von Effizienz (Wirtschaftlichkeit) und Effektivität (Wirksamkeit):
    Ein evolutionäres Selektionskriterium bei Pflanzen und Tieren ist Effizienz, im Besonderen die Ressourcen- und Energieeffizienz. Effektivität hingegen kann entscheidender sein bei der Fortpflanzung (vermeintliche Verschwendung kann sinnvoll/effektiv sein bspw. bunte, große Federn des Pfaus, Überproduktion an Samen bei Pflanzen oder Laich bei Fischen) sowie beim Überlebenskampf (kurzzeitige Höchstleistungen, Hauptsache leben)
  • Kreisläufe (alles ist Teil des Ganzen und spielt zusammen; es gibt kein „Ende“ / Abfall)
  • Bewältigung komplexer Prozesse
  • Vergleich Sinne (belebte Natur) und Sensorik (technische Systeme)
  • Inspiration für Kunst (Ausdrucks- bzw. Kommunikationsmittel)
  • (kein) grenzenloses Wachstum (Krebs)
  • Kooperation / Konkurrenz / Individualismus / Organisation in Gruppen, Verbundenheit / Freiheit, Resilienz bzw. Anpassen an Veränderungen, Evolution, Nischen, Kommunikation
  • Bionik (lernen von biologischen Strukturen und Funktionsprinzipien für die Technik und für Prozesse mit Potential für Nachhaltigkeit, da von Pflanzen und Tieren „gelernt“ wird, die zum Überleben auf Ressourceneffizienz angewiesen sind)
Bionik – Lernen von der Natur für die Technik

Danach folgt eine kleine Vertiefung zur Bionik. Je nach Vorwissen der TN erklärt der Coach / die Lehrkraft 1-3 Bionik-Beispiele.
https://www.biokon.de/bionik/best-practices/
(biologisches Vorbild, bionisches Funktionsprinzip, technische Umsetzung/Produkt, Nachhaltigkeitsaspekte)

Erläuterung: Bei den bekanntesten Bionik-Beispielen stand am Anfang das Schauen und „Bestaunen“ eines Natur-Phänomens, die (eher zufällige) Entdeckung eines Natur-Prinzips, welches dann erforscht und ggf. in Produkte umgesetzt wurde, wie bspw. der Klettverschluss oder der Lotus Effekt. Hierbei handelt es sich um den sogenannten „Biology Push“ bzw. Bottum-Up-Prozess.

https://www.biokon.de/wp-content/uploads/2020/12/201204_Biokon_SystemischDenken_Final_ONLINE.pdf

Die zweite mögliche Vorgehensweise beim bionischen Innovieren ist der „Technology Pull“ bzw. Top-Down-Entwicklungsprozess. Hierbei wird für konkrete technische Fragestellungen gezielt nach Analogien bei Pflanzen und Tieren, also nach geeigneten biologischen Vorbildern gesucht.

Aufgabe zu Technology-Pull

„Welche Tiere oder Pflanzen könnten Vorbilder für die technische Herausforderung „Fixieren“ sein, sich selbst an etwas, z. B. Wände oder Decken, zu fixieren oder bspw. Beute zu fixieren. Findet Analogien für „Fixieren“ in der Natur.“

Hilfestellung: Die TN sammeln Synonyme für das Wort „Fixieren“ (z. B. halten, greifen, kleben, umschlingen, fangen, binden, klemmen…) und suchen dann nach entsprechenden biologischen Vorbildern für die genannten Funktionen (z. B. Gecko Fuß, Klette, Spinnennetz, Schlingpflanzen, Zecke, Efeu, Miesmuscheln…).

Je nach Setting, Gruppengröße und Motivation haben die TN 5 min. Zeit, wenn sie sitzend, jede/r für sich allein überlegt, oder 10-15 min., wenn die TN sich von den Lebewesen in der Umgebung inspirieren lassen wollen oder in kleinen Gruppen nach Lösungen suchen und ggf. sogar recherchieren wollen/sollen. Wenn ausreichend Zeit vorhanden ist, können die TN selbst spontan Fotos oder Videos von dem jeweiligen Tier oder der Pflanze machen oder aus dem Internet nehmen.

Die einzelnen Ideen werden von den TN in der Gruppe vorgestellt. Anschließend erwähnt die Lehrkraft, dass die nächsten Schritte bei der Bionik als Innovationsmethode darin bestehen, das biologische Funktionsprinzips wissenschaftlich zu analysieren (-> Neigung I wie investigativ für forschend) und letztlich in Technik umzusetzen und Nachhaltigkeits-orientiert herzustellen (-> Neigung R wie realistic für handwerklich und ingenieurstechnisch).

Fazit
  • Ohne Natur kein menschliches Leben! Das heißt, die Menschen brauchen die Natur.
  • Man kann aber auch von ihr lernen.
  • Berufliche Zukunft: clevere Ideen für Produkte (Neigung E, I und R), Inspiration für Kunst, Kommunikation und Marketing (Neigung A wie artistic für künstlerisch), Gesundheit, Wellness (Neigung S wie social für Soziales).
  • Kein Aus-Nutzen der Natur, aber ein respektvolles, verantwortungsvolles Nutzen und Lernen und Schützen, um sie aus den vielen genannten Gründen zu erhalten.
BENÖTIGTE MATERIALIEN
  • Papier / Blöcke für jede/n Teilnehmenden (TN), (bunte) Stifte, ggf. Decken

Dauer
ca. 1,5 h